Jede Mutter kennt diese einzigartige, magische Bindung zwischen sich und ihrem Baby, die bereits während der Schwangerschaft entsteht. Und wenn wir ehrlich sind, möchten wir diese Bindung, dieses Band, möglichst lange aufrechterhalten. Wir alle streben nach dem Besten für unser Kind, noch bevor es geboren wird, und ist es dann auf der Welt, geht es so richtig los: Die Auswahl an Mutter-Kind-Programmen, beziehungsweise Baby-Kursen, ist groß. FitdankBaby, Babyschwimmen, PEKiP, herkömmliche Krabbelgruppen, Mama-Baby-Treff im Café und diverse Babymassagen wie z.B. die ayurvedische Babymassage. Wer die Wahl hat, hat die Qual und möchte möglichst viel parallel oder nacheinander mitmachen.
Ich muss gestehen, ich habe mit meinen Kindern „nur“ PEKiP Kurse (Prager Eltern Kind Programm, siehe Link) besucht und bin mit meiner Großen zum Babyschwimmen gegangen (was nicht so meins war und ziemlich bald auch nicht mehr in unseren Tagesrhythmus gepasst hat). Die Babymassage, vor allem die ayurvedische, hat mich wesentlich später erreicht. Genau genommen bin ich nicht durch die Babymassage zur ayurvedischen Babymassage gekommen, sondern durch und dank AYURVEDA (das jahrtausendealte Wissen aus Indien vom gesunden Leben).
Babymassage ist nicht gleich Babymassage
Heute bereue ich es sehr, meine Kinder nicht von Anfang an massiert zu haben. Ich habe mich einfach zu wenig informiert, ja, mit dem ersten Kind auch Angst gehabt, zu früh in Kurse zu gehen und mit dem Zweiten dann einfach kaum Zeit gehabt. Aber das Gute an der ayurvedischen Babymassage ist, man kann seine Schützlinge bis ins Kindes– oder sogar Teenagealter massieren, sofern das dann noch gewollt wird. Mittlerweile weiß ich, dass sogar differenziert wird zwischen der Schmetterlingsmassage nach der Kinderärztin Eva Reich, der klassischen indischen Babymassage nach Leboyer und der ayurvedischen Babymassage. Sicherlich verfolgen alle Massagearten dieselben Ziele, zum Beispiel die Mutter-Kind-Beziehung stärken und vertiefen, seinem Baby etwas Gutes tun etc.. Aber es gibt dennoch einige Unterschiede in der Vorgehensweise.
Seit ich vor ca. 7 Jahren angefangen habe, mich mit dem Thema Ayurveda zu beschäftigen, bekam ich das Verständnis dafür, welchen Einfluss zum Beispiel die Jahreszeiten auf uns haben, der Tag-Nacht-Rhythmus, die Tageszeiten, unsere Ernährung, der Schlaf und nicht zuletzt die 5 Elemente. Bei der ayurvedischen Babymassage spielen Wasser, Feuer, Luft, Erde und Äther (Raum) ebenso eine bedeutende Rolle wie das warme, hochwertige Öl.
Die 5 Elemente in der ayurvedischen Babymassage
Jedem Element werden einige Massagegriffe zugeordnet, die eine Wirkung auf das Baby, aber auch auf die Mama haben. Die meisten von uns gehen mit der Intention „Ich tue etwas für mein Baby“, in einen Massagekurs. Die Wenigsten wissen – oder haben vergessen – eine Massage kann nie stattfinden, ohne dass man selber etwas fühlt. Denn nur wer berührt, wird im selben Augenblick ebenfalls berührt.
Element Raum (Äther)
Eine bedeutende Rolle wird dem Element Äther (Raum) beigemessen. Äther steht im Ayurveda für den Geist. Es ist etwas Unsichtbares, was wir nicht greifen, nicht sehen und nicht riechen können. In der ayurvedischen Babymassage symbolisiert es die innere Haltung der Mutter während der Massage. Das heißt, die Mama soll während der gesamten Massage ganz im Hier und Jetzt sein, in diesem Moment und in tiefer Verbindung zu ihrem Kind. Wir neigen oft dazu, während wir etwas tun, mit unseren Gedanken abzuschweifen. Wir denken an den bevorstehenden Arzttermin am Nachmittag, an die Auseinandersetzung vom Vormittag, bereiten das Mittagessen vor und sind gedanklich weit weg von unserem Säugling, der vergnügt vor uns spielt.
Ganz gleich was sich gedanklich gerade abspielt, für die Qualität der Massage ist es nicht förderlich. Liebe Mamas, wir sollten uns öfter darüber bewusst werden, dass nur dieser Augenblick zählt. Denn er kommt nie wieder!
Element Erde
Jede ayurvedische Babymassage beginnt und endet mit einem Griff aus dem Element Erde. Erde steht für Stabilität. Sie gibt Sicherheit und Halt. Sie ist fest und beständig. Diese Griffe sollen sowohl das Kind, als auch die Mama „erden“. Man legt beide Hände auf den Bauch des Babys und hält einen Moment inne – wie fühlt sich der Bauch unter Mamas Händen an? Was fühlt die Mama? Ebenso kann man die Füßchen des Babys mit beiden Händen halten, um das Baby zu beruhigen. Ich atme dabei immer ganz tief ein und aus und merke wie ich im Hier und Jetzt ankomme. Meist haben mein Sohn und ich dabei Blickkontakt und er wird merklich ruhiger. Dieser Griff dient auch als Ruhepause zwischen mehreren Griffen und soll die vorangegangen nachwirken lassen.
Element Wasser
Das Element Wasser: Der menschliche Körper besteht zu 65 Prozent aus Wasser. Bei Neugeborenen sind es sogar 75 Prozent. Wasser ist ein elementarer Bestandteil unseres Lebens. Der Fötus ist die gesamte Schwangerschaft von Fruchtwasser umgeben. Bei der ayurvedischen Babymassage können Griffe aus dem Element Wasser Blockaden auf physischer und psychischer Ebene lösen. Ebenso können Körpersäfte in Fluss gebracht werden. Auch bei der Mutter können aufgestaute oder untergrabene Emotionen gelöst werden. Das heißt auch, Tränen können und dürfen fließen.
Element Feuer
Das Element Feuer: Wir alle wissen – mit Feuer spielt man nicht! Feuer ist heiß. Es kann lodernd und schnell oder sachte und angenehm brennen. Feuer schafft Wärme oder Hitze. Unserem Verdauungsfeuer (Agni) haben wir unsere Körpertemperatur zu verdanken. So wirken auch Griffe aus dem Element Feuer erwärmend auf Mutter und Kind. Bei der Bauchmassage (Agnisara) soll das Verdauungsfeuer angeregt und Koliken und Anspannungen gelöst werden. Es geht aber nicht ohne die Elemente Luft und Wasser, die das Feuer im Zaum halten. So kann man zum Beispiel durch Aneinanderreiben der Handflächen Wärme erzeugen und diese auf Baby`s Bauch legen oder die Füßchen halten. Sehr angenehm für Mutter und Kind.
Element Luft
Was ebenfalls sehr angenehm für Mutter und Kind ist, ist die Leichtigkeit des Elementes Luft. Wie oft atmen wir am Tag eigentlich ein und aus? Man könnte es sicher googeln. Fakt ist, dass wir ohne Luft nicht leben können. So möchte uns unser Baby durch sein lautes Ankommen in dieser Welt sicher einiges mitteilen und ein Satz könnte vielleicht dieser hier sein: „Ich brauche dich wie die Luft zum Atmen, Mama.“ Griffe in der ayurvedischen Babymassage haben etwas mit einer spielerischen Leichtigkeit zu tun. Sei es, Mama pustet ihrem Schatz liebevoll Luft durch die Haare oder einen Windhauch ins Gesicht. Es bringt das Baby zum Lächeln oder zum Schließen der Augen und gleichzeitig in Kontakt mit seiner Mutter. Ebenfalls stimuliert der Überkreuzgriff (Sandhi) im Brustbereich die Atmungsorgane und regt das Baby zum tiefen Atmen an. Aber all das wäre nur halb so angenehm und effektiv ohne das warme, wohltuende Öl.
Das Öl in der ayurvedischen Babymassage
In Indien schwört man auf die heilsame und therapeutische Wirkung von warmem Öl. So wie Nahrung unseren Körper von innen nährt, so tut es das Öl von außen. Man favorisiert Sesamöl, da es viele Mineralstoffe wie Kalzium, Magnesium und Spurenelemente enthält.
Sesamöl ist süß, geschmeidig und hat eine wärmende Wirkung. In meinen Kursen verwende ich gerne auch Mandelöl. Es hat ähnliche Eigenschaften wie das Sesamöl, ist aber geruchsneutral und zieht schnell ein. Hier im Westen ist uns der Geruch von Sesamöl oft zu intensiv oder gar unangenehm. Das Mandelöl ist ebenfalls geschmeidig, süß und wärmend. Somit ist es sehr angenehm für Mutter und Kind. Für die Bauchmassage verwende ich ein Fenchel-Kümmel-Öl auf Basis von Sesamöl (Ölmischungen werden Tailas genannt) – das ist aber die einzige Ausnahme. Hat das Baby eine sehr empfindliche, gerötete Haut oder gar eine Hauterkrankung ist Jojobaöl, ggf. als Taila empfehlenswert, aber bitte nur unter Konsultation eines Haut- oder Ayurveda-Arztes. Als Tipp für die Mamas: Im Sommer eignet sich Kokosöl prima zum Auftragen auf sonnenempfindliche oder gerötete Haut. Kokosöl kühlt, ist süß und geschmeidig. Allerdings ist es aufgrund der kühlenden Wirkung nicht für Babys unter 9 Monaten geeignet.
Ayurvedische Babymassage: Kurse und ihre Wirkung
Wir Mamas haben oft das Bedürfnis uns auszutauschen. Am Ende des Tages durchleben wir mehr oder weniger dieselben Probleme, sind verzweifelt, hilflos, müde – ja manchmal auch wütend oder verärgert. Ich musste schnell feststellen, dass das Mama-Dasein nicht immer nur Freude, Glücksgefühle pur und magische Momente mit sich bringt. Man liebt seine Kinder über alles und möchte diese nicht mehr missen, aber ich habe es auch oft als sehr anstrengenden 24/7 Job empfunden, beziehungsweise ist es teilweise heute noch so.
Kurse bieten uns eine wunderbare Möglichkeit sich auszutauschen. In meinen Kursen soll es nie um die reine Mechanik der Massage gehen. Mir ist es wichtig, dass es den Müttern und ihren Kindern gut geht. Und ja, dazu gehört auch mal das Ansprechen von Sorgen, Kummer oder Überforderung. Kurze Nächte, schreiende Babys, Brustentzündungen und vieles mehr erlebt wohl jede Mutter mal mehr, mal weniger intensiv (im besten Fall gar nicht), und es ändert nichts an der Situation, aber Reden hilft, tut gut, macht Mut und man fühlt sich verstanden und vor allem nicht allein. Ich bringe immer eine große Kanne Tee mit und habe Snacks und Kuchen dabei. Es ist ausgesprochen wichtig, dass man sich wohlfühlt in einer Gruppe, die man zuvor nicht kannte. So möchte ich möglichst alle Sinne ansprechen und besprühe den Raum mit einem Bio Rosenblüten-Duft. Stille oder leise Musik im Hintergrund erfüllen den Raum, sobald er von den Kursteilnehmerinnen betreten wird. Und ein liebevoll-einladender Raum mit Matten, Stillkissen und Decken, sowie Blumen in der Mitte, heißt Mutter und Kind herzlich willkommen.
Austausch, Anregung, Verständnis, Ankommen, Wohlfühlen, Loslassen. Die Kommunikation in Kursen kann helfen, wieder in sein Gleichgewicht zu kommen. Bei der ayurvedischen Babymassage geht sie im wahrsten Sinne des Wortes „unter die Haut“. Die Massage ist eine wunderbare Möglichkeit, sein Baby durch jede Entwicklungsphase zu begleiten, den schmerzhaften Zahnungsprozess zu unterstützen und sein Kind immer wieder neu kennen zu lernen und seine Bedürfnisse besser zu verstehen.
Ich hatte das große Glück, meine Ausbildung im Februar diesen Jahres bei der wunderbaren Yvonne Jansen-Schulze in der Nähe von Köln zu absolvieren. Sie ist Yogalehrerin, Ayurveda Therapeutin und Autorin. Ihrem eigenen Konzept nach hat sie die 5 Elemente in die ayurvedische Massage mit einfließen lassen. Wer dies vertiefen möchte, dem kann ich ihr Buch „ayurvedische Babymassage“ sehr empfehlen. Viel Spaß beim Massieren, Ausprobieren und Kennenlernen!
Über die Autorin
Irina lebt mit ihrem Mann und den beiden kleinen Kindern sehr ländlich im Hunsrück (RLP). Vor ihrer Elternzeit hat sie im Ayurveda Parkschlößchen in Traben-Trarbach (an der Mosel) gearbeitet. Seit 7 Jahren interessiert sie sich für Ayurveda, Gesundheit und Ernährung. Viele Krankheitsbilder in der Familie und bei ihr selbst haben zur Vertiefung in dieses wertvolle, indische Wissen vom Leben geführt. Im Februar 2017 hat sie die Ausbildung zur Kursleiterin ayurvedischer Babymassage bei Yvonne Jansen-Schulze in Weilerswist (Nähe von Köln) absolviert. Weitere Ausbildungen in Ayurveda Coaching und Ernährungsberatung folgen. Irina strebt Kochkurse, Seminare, Workshops und Vorträge an. Sie liebt es ayurvedisch zu kochen und das Wissen rund um Ayurveda zu verbreiten, Menschen zu inspirieren und zu verbinden.
Lebensmotto
Lebe! Liebe! Lache!
Das Leben hat mich schon vieles gelernt und einiges gekostet, nicht zuletzt meine Gesundheit. Lebe! Liebe! Lache! ist seit langem mein Lebensmotto und, verziert an einem Bilderrahmen, hängt es groß bei uns an der Wand im Flur. Ein ganzes Jahrzehnt meines Lebens habe ich damit verbracht, nicht zu leben, vor allem mich selbst nicht zu lieben und daher auch wenig zu lachen. Umso wichtiger und wertvoller ist es heute.
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Angeregt von Irina’s Artikel, den wir bereits vor 2 Wochen erhielten, habe ich meinen 7-jährigen Sohn massiert. Er ist es von Geburt an gewohnt, dass ich ihn massiert habe. Aber ich habe ihn bestimmt mit 4 Jahren das letzte Mal massiert. Als ich ihn fragte, wollte er gerne massiert werden. Nach der Massage fing er plötzlich an zu weinen. Er teilte mit mir große Sorgen mit seinen Freunden. Ich hatte das Gefühl. dass die Massage etwas gelöst hatte, was raus wollte. Interessanterweise hat er seinen Gefühlsausbruch gar nicht mit der Massage in Verbindung gebracht. Und als ich ihm eine Woche später eine Massage anbot, freute er sich und diesmal blieb im Anschluß alles ruhig.
Danke an Irina für die Aufmunterung mehr zu massieren und auch im Kindesalter diesen Kontakt zu pflegen.
Danke liebe Milou! Welch eine wertvolle Erfahrung,total schön!
Super spannendes Thema was Massagen immer lösen können und viel sie bewirken. Ich habe gleich meinen Freunden mit Kindern den Beitrag weitergeleitet.
Hallo Tedine, das ist toll, dass Du den Beitrag geteilt hast. Wir denken, dass er sicher für viele Eltern interessant ist:-) Liebe Grüße, Milou und Ü
Herzlichen Dank fürs Teilen liebe Tedine! Ich freue mich und hoffe möglichst viele Eltern damit begeistern und erreichen zu können!