WIE AYURVEDA DIR HILFT, TROTZ KINDERN IN DEINER MITTE ZU BLEIBEN

Die Gabe einer Frau Leben zu schenken ist ein sehr kraftvolles, magisches Ereignis. Der Moment, indem man zum ersten Mal sein Baby im Arm hält ist wohl für die Meisten von uns unbeschreiblich. Da ist dieses kleine Wesen, welches dich zur Mama gemacht hat. Vier Buchstaben verbunden mit einem Wechselbad von Gefühlen. Vier Buchstaben von ermesslichem Wert und großer Bedeutung. Vier Buchstaben welche Verantwortung, Angst, Liebe und vieles mehr vereinen – ganz gleich, ob man zum ersten oder zum wiederholten Male Mama geworden ist. Im Ayurveda und in manchen Religionen heißt es, eine Seele sucht sich sein Zuhause, seine Eltern und seine Umgebung selbst aus, bevor es sich niederlässt und in einem Körper manifestiert.

Ich bin dreifach Mama und habe meine Kinder in einem sportlichen Tempo und jedes auf eine andere Art bekommen (2015, 2017,2019). Notkaiserschnitt, Krankenhaus und Hausgeburt. Es war nicht jedes Mal so geplant, aber immer gewünscht und bewusst entschieden. Dennoch… ich bin im letzten Jahr an meine körperlichen und mentalen Grenzen gekommen. Laut Ayurveda sollte man dem Körper nach einer Schwangerschaft mindestens 2 Jahre geben um sich zu erholen, bevor man erneut schwanger wird. Denn jedem Lebewesen, welches in dir und durch dich entsteht, gibt man sein Ojas  (Lebenskraft, Essenz oder auch vitale Energie) weiter. Und je weniger man davon hat, desto weniger kann man davon weitergeben. Für Lebensbeginn, Langlebigkeit und Erhaltung der Lebensfunktionen ist Ojas von großer Bedeutung. Ist Ojas geschwächt, können Vata-Störungen, Immunschwäche und diverse andere Mangelerscheinungen auftreten.

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Kein Geschenk übertrifft das Geschenk des Lebens (Charaka Samhita)

„Kinder sind stark vata-erhöhend“, war einer der Sätze meines Ayurveda Ausbilders, der mir am meisten in Erinnerung geblieben ist. Vata ist das sensibelste Dosha (Bioenergie) von allen. Mit seinem Luft und Äther Element ist es leicht aus der Bahn zu werfen. Vata braucht viel Erdung, Routine, Ruhe, warme und regelmäßige Speisen, Ölmassagen und Stabilität. Doch schon in der Schwangerschaft wird unser Vata Dosha (genauer genommen Sub-Doshas von Vata) beansprucht. Vata ist die Bewegungs- und Kreationsenergie. Ein Unterdosha von Vata ist das Apana Vata, welches eine nach unten fließende Kraft ist, die den Fötus versorgt und maßgeblich am Geburtsprozess beteiligt ist. Dann ist da noch das Prana Vata, welches seinen Sitz im Brustraum hat und für die emotionale Bindung, sowie eine komplikationsfreie Schwangerschaft wichtig ist. Auch nach der Geburt ist es vor allem Vata, das ziemlich aus der Kontrolle geraten ist und langsam wieder aufgebaut und gestärkt werden muss.

Die Geburt ist ein sehr kräftezehrender Akt. Mutter und Kind müssen sich von diesem Prozess erstmal erholen. Leider ist es in unserer westlichen Welt typisch, dass das gesamte Augenmerk nur auf das Baby gerichtet ist, die Mutter kommt viel zu kurz. Der Partner geht arbeiten, die Familie ist ggf nicht immer erreichbar und ja, manchmal ist es auch die Mutter, die viel zu schnell wieder übers Ziel hinausschießt. In Indien ist es üblich, dass sich Heilerinnen um die frisch gewordene Mama kümmern, während diese sich ausschließlich um das Kind kümmert. Für die Mutter wird Tee gekocht, aufbauende Ölmassagen und Kräutermischungen gegeben. Die plötzlich leere Gebärmutter stellt eine Wunde dar, die Zeit braucht sich zurückzubilden und wieder zu heilen. In einigen Ländern sind daher die ersten 40 Tage nach der Geburt sehr wichtig: Die Frau soll nicht schwer heben (nur das Gewicht ihres Neugeborenen), sie soll möglichst viel liegen (es heißt nicht umsonst „Wochenbett“), warme, leicht verdauliche Speisen zu sich nehmen, Kräutertees und nicht unbedingt einen Gast nach dem anderen empfangen.

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Ein Kind verändert alles!

Diesen Satz hat sicher jedes werdende Paar bereits im Vorfeld mal gehört. Und ja, mit einem auf dich angewiesenen kleinen Wesen verändert sich eben einiges. Die Nächte werden kürzer, die Zeit im Bad knapper, Zweisamkeit und Freundschaften stehen erstmal hinten an. Nicht selten ist man gerade in den ersten Wochen stundenlang dabei EINE Mahlzeit in Etappen einzunehmen oder diese kalt zu essen. Der gesamte Tagesablauf richtet sich nach den Bedürfnissen des Babys. Auch haben Säuglinge eine sehr laute Art und Weise sich auszudrücken: sie weinen und schreien, manchmal brüllen sie regelrecht und können nicht immer sofort beruhigt werden. All das zehrt an einer frisch gebackenen Mama (und eventuell auch Papa) und treibt das eh schon angeschlagene Vata Dosha zusätzlich nach oben.

Die gute Nachricht ist – nichts bleibt für die Ewigkeit. Jede kurze Nacht, jede Schreiphase, jeder anstrengende Moment, jeder lange Tag geht vorbei. Alles ist im Fluss, alles kommt und geht. Wenn man sich das in solch einem Augenblick vergegenwärtigt und dabei tief ein und ausatmet, beruhigt das ungemein. Akzeptanz, Annahme und Fürsorge sowie Verständnis für dieses kleine Wesen sind ausgesprochen wichtig um Müdigkeit, Hunger und Ruhebedürfnis nicht in Wut, Aggression und Verzweiflung umschlagen zu lassen. Und selbst diese Gefühle sind in Ordnung. Man ist keine schlechte Mutter, wenn man sich mal überfordert und ausgelaugt fühlt. Wichtig ist hier wieder rauszufinden und Hilfe anzunehmen.

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Ayurveda hilft – Vata harmonisieren

Auch wenn wir Mütter häufig der Meinung sind alles alleine stemmen zu müssen, weil wir vermeintlich unentbehrlich sind. Diese kleinen Geschöpfe sind so sensible und feinfühlige Wesen… wenn es der Mama nicht gut geht, merkt es als erstes das Kind. Die Faustregel lautet also: Schau nach dir, bevor du nach anderen schaust. Kümmere dich zuerst um dich, bevor du dich um andere kümmerst. Scheint unmöglich? Ganz und gar nicht. Oft braucht es nicht viel. Eine Ölmassage am Abend dauert vielleicht 10 min. Erwärme hierzu etwas Bio-Sesamöl oder hochwertiges Mandelöl in einem Topf und trage es auf deinen gesamten Körper auf. Gehe anschließend warm duschen und möglichst bald schlafen (Papa kümmert sich in der Zwischenzeit sicher gerne um das Kind). Oder besser noch, du lässt dir von deinem Partner die Füße (ebenfalls mit warmem Öl) massieren. Dein Vata wird sich freuen, das erdet ungemein. Schaue, dass du möglichst viel warmen Tee (Kräuterteemischungen mit Fenchel und Kümmel) zu dir nimmst. Auch warme Speisen mit Wurzelgemüse wie Möhre, Pastinake, rote Beete und Süßkartoffel sind wichtig. Solltest du stillen und eher wenig Verlangen nach Gemüse haben, tut es auch ein Porridge oder ein nahrhafter Kokosmilchreis. Hilfreich ist es, wenn man sich bekochen lässt oder zumindest regelmäßig Hilfe in der Küche hat, damit das Essen nicht zu kurz kommt oder in ständiges Fast Food übergeht (ab und an alles erlaubt). Spaziergänge an der frischen Luft (mit und ohne Kind) sind wohltuend – sie erden (im Frühjahr und Sommer am besten sogar barfuß) und sorgen für Abwechslung, wenn einem sprichwörtlich „die Bude auf den Kopf fällt“. Kurze Meditationseinheiten kann man zum Beispiel während dem Stillen oder Flasche geben praktizieren. Anstatt zum Beispiel am Handy Nachrichten zu beantworten, versuche doch mal die Augen zu schließen und den Augenblick mit deinem Kind zu genießen. Aber auch Nahrungsergänzungsmittel wie Ashvagandha und Dashamula (vorallem in der Wochenbettzeit) wirken vata-beruhigend und stärkend. Jegliche Einnahmen sollten aber in vorheriger Absprache mit einem Arzt oder Ayurveda Therapeut geschehen.

Eine Sache, die man vielleicht nicht direkt beim ersten Kind macht und erkennt (so war es zumindest bei mir) ist die Sache mit der „Selbstfürsorge“. Und damit meine ich nicht Nägel lackieren, eine Gesichtsmaske auftragen oder ein Bad nehmen. Das sind bestimmt auch Aspekte die unter diesen Begriff fallen. Doch ich habe gelernt, dass Selbstfürsorge auch viel mit dem Einstehen für die eigenen Bedürfnisse zu tun hat. Es steht dir zu, auch mal mehrere Stunden am Stück zu schlafen und in Ruhe zu essen. Es steht dir zu, auch mal alleine einen Spaziergang zu machen oder in Ruhe ein Buch zu lesen. Hier muss man nur über seinen Mamaschatten springen und sich Hilfe holen. Es gibt sicherlich immer jemanden an deiner Seite, der dir das Kind für eine Weile abnehmen kann, sodass du dich nur mal um dich kümmern kannst. Am Ende des Tages zählen nämlich auch deine Bedürfnisse und das Wohlergehen des Menschen HINTER dem Wort MAMA.

Ayurveda ist die ideale Begleitung für ein gesundes Leben für Mutter, Vater und ihre Kinder.

 

About Irina

Irina Held ist Kursleiterin für ayurvedische Babymassage und Ayurveda Nutrition Consultant i.A.. Die dreifach Mama ist leidenschaftliche (Ayurveda)-köchin und kreiert gerne ihre eigenen Rezepte.

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